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Joachim Haspinger


Bei der Gemeinde St. Martin im Pustertale erzählt Dr. Staffler von Joachim Haspinger wie folgt:

"Ich spreche hier vom Kapuziner Joachim Haspinger, der seine stille Mönchszelle mit dem unruhigen Treiben eines Kriegsmannes und das Chorgebt  mit dem Geklirre der Waffen vertauschte. Dieser Mann wurde zu St. Martin in Gsies am 28. 10. 1776  geboren, nach dem Taufbuche Johann Simon genannt. Seine Eltern, Johann Haspinger und Ursula Todtenmoser, waren Bauersleute. Nach deen Wunsche, einen geistlichen Sohn zu erhalten, widmete er sich den Studien. Doch schon der Krieg des Jahres 1797, der das Land Tirol in große Gefahr brachte, weckte seinen patriotischen Geist. Haspinger stand in den Reihe der tapferen Landesverteidiger und erhielt die silberne Ehren-Medaille - ein Auszeichn ung, mit welcher der Kaiser alle Tiroler belohnte, die an jenem rühmlichen Kampfe Theil genommen. Im Jahre 1802 trat er in den Kapuzinerorden, kam 1803 als Prediger nach Schlanders und 1807 in das Kloster nach Klausen.

Er vernahm den Aufstand der Tiroler im April 1809 und unerträglich schien ihm das Kloster. Die Obveren willigten ein, und Pater Koachim zog mit einigen Compagnien als Feldpater. Hofer hatte ihn schon in den Maigefechten am Berg Isel ein Flügelkommando anvertraut. Selbst begeistert, wie er war, wußte er auch seine Leute zu begeistern, und ihm gebührt wesentlicher Theil des Sieges vom 29. Mai. Das Land war vom Feinde geräumt, und der Kapuziner ging auf Geheiß seines Provinzvorstehers in die Zelle nach Klausen zurück. Als dann aber in den letzten Tagen des Monats Juli ein großes Armecorps von Franzosen und alliierten truppen den nördlichen TZeil des Landes wieder besetzt, und Hofer Haspingers Thätigkeit und Hilfe angesprochen  hatte, stieg er, wie von einem elektrischen Feuer ergriffen,  in die benachbarten Gebirge, smmelte Leute und breitete die Niederlage der feinde, welche diese am 4., 5., und 6. August bei der Peißerbrücke, bei Oberau und bei Mittewald (Anm.: bei Brixen/Südtirol) erlitten. Dann kämpfte er wieder als Flügel-Commandant im Treffen  am 13. August auf dem Berg Isel, dem ruhmwürdigsten in der tirolischen Kriegsgeschichte, das die dritte Befeiung des Landes zur Folge hatte.

War nun auf einige Zeit im Lande Ruhe zurückgekehrt, so ruhte doch Haspinger nimmermehr. Er fasste den abenteuerlichen Entschluß, mit Hilfe der Pinzgauer und Pongauer Salzburg zu nehmen, dann mit einer imposanten Macht nach Wien vorzudringen und den Kaiser Napoleon gefangen zu nehmen. Dazu rechnete er auf Speckbachers Mitwirkung. Bereits in Mittersell eingerückt, forderte er von Joseph Staub, damalige Stadt-Commandanten von Hall die Übersendung von einer ansehnlichen Quantität Pulver und Blei. Hofer, dem dies gemeldet wurde, ließ ihm zwar Munition zusenden, befahl aber dem Staub selbst dahin abzugehen und dem Pater wegen seines hitzigen Unternehmens eine Predigt zu halten. (So drückte sich Hofers Schreiben vom 18. September aus.) Denn der Landescommandant wollte alle Operationen nur auf die Vertheidigung des Landes beschränkt wissen; hatte sich daher stets gegen jeden Angriff außerhalb des Landes erklärt. Nachdem Speckbacher mit dem Pinzgauer Commandanten Wallner (am 17. September) bereits den Paß Luftenstein erobert und seine Absichten auf Lofer und Unken gerichtet hatte, marschierte Haspinger gegen die festen Plätze Pongaus. Der 25. September war zum allgemeinen Angriffe bestimmt. An diesem Tage wurden die Baiern bei Unken geschlagen, und dan demselben Tage erstürmte Haspinger den Luegpaß mit beträchtlichem Verluste des Feindes, der sich nach Berchtesgaden zurückzog, dann am 26. auch diesen Ort räumte und bis Salzburg retirierte. Unser Held besetze nun zwar Hallein; allein seine bei Oberalm aufgestellte Mannschaft wurde am 3. Oktober von einem feindlichen Angriffe so überrascht, dass dieselbe mit Verlassung einer Kanone sich schnell in das Gebirge zurückziehen musste. So konnte er sich auch gegen die Übermacht des Feindes im Städtchen Hallein nicht mehr halten, das er jedoch nur nach der hartnäckigsten Gegenwehr (man raufte sich sogar in den Gassen der Stadt) verließ. Am 16. Oktober war Haspinger in Golling, wo er von den Bayern ohne Erfolg angegriffen wurde. Als er von Speckbachers Niederlage bei Melleck Kunde erhalten, und die Baiern ohne Widerstand in Pinzgau und Pongau vorgedrungen waren, auch die Salzburger Bewaffneten ihn verlassen hatten, begab er sich mit der ihm noch treu gebliebenen Schar nach Muhrau, und von da nach Kärnten, um mit Hilfe des Kärntner Aufgebots unter dem Kommandanten Türk den General Rusca in Klagenfurt zu überfallen. Mit Türk wirklich vereinigt, verdrängte er die Franzosen aus Spital, ward aber bald wider von dort vertrieben; bahnte sich dann durch die Feinde den Weg nach Pustertal, reiste endlich durch zwei Ordonanzen aufgefordert zum Obercommandanten Hofer, der damals wechselweise bald in Steinach, bald auf dem Schönberg sein Hauptquartier hatte. In Steinach erhielt Haspinger aus den Händen des Hofcommissärs von Roschmann das Kreuz „Propiis meritis“. Wie er sich in den nächsten Tagen, als in Folge des bekannt gewordenen Frieden Unterwerfung und Beruhigung des Volkes berathen und beschlossen wurde, beommen, ist bereits bekannt. (siehe Anm 1) Nachdem die Franzosen, fährt Dr. Staffler fort, das Land allenthalben besetzt hatten, floh Pater Joachim, auf die Sicherheit seiner Person bedacht, durch Vintschgau nach Münster in das dortige Kapuziner-Hospiz; allein gewarnt, verließ er in der Nacht diesen Ort (am folgenden Morgen war das Kloster auch schon von Wachen umrungen) und begab sich durch tiefen Schnee in das Schloß Goldrain, wo er viele Monate in der strengsten Verborgenheit zubrachte. Endlich im August 1810 wanderte er als Handwerksbursche durch die Schweiz nach Mailand und dann nach Wien. Der Kaiser verlieh ihm zur Belohnung seiner grossen Leistungen die Pfarre Hitzing in der Nähe von Wien.

Der Kapuziner Joachim Haspinger ist eine originelle Erscheinung im tirolischen Insurrektions-Kriege. – Hat er auch eine allgemeine Begeisterung für die Sache des Landes und des Kaisers die Volksbewegung geleitet, so steigerte sich diese bei Haspinger bis zur kühnen Schwärmerei. Alle seine Ideen und Pläne, alle seine reden und Handlungen concentrierten sich an diesem Einen Brennpunkte so fix und schroff, dass er in eine ruhige Vergleichung des Erreichbaren mit dem Wünschenswerten nie einging, dass er keine Gefahr für abschreckend und kein Hindernis für unüberwindlich ansah, daher selbst die Möglichkeit eines Gegentheils aus dem Kreise seiner Überlegungen ausschloß. Dabei war er vom feurigsten Temperamente; mutig und keck bis zur Verwegenheit. Fast immer sah man ihn in den vordersten Reihen. Wich einer oder der ander vor dem grausen Kugelregen zurück, so verwies er dies fast immer mit heftig zürnenden Worten, selten beruhigend. Einen jungen Burschen, der zaghaft meinte, dass er da seines Lebens nicht sicher sei, sagte er mit festen Tone der Zuversicht: „Es geschieht dir nichts“; sieh dort jenen Offizier zu Pferd, ziel gut.“ Der Knabe schoß und der Offizier fiel. Hasspinger deutete auf den zweiten, und auch dieser fiel. – Als einmal (es geschah in der Nähe des Sarntheinhofes am Berg Isel) ein feindlicher Soldat mit dem Bajonette ihn niederzustoßen drohte, legte schnell ein Schütze auf seiner (Haspingers) Schulter an und tötete den gefährlichen Gegner. Dabei verbrannte dem Pater zur Hälfte der Bart. Seit jener Zeit – so sagte er selbst öfter – war ihm jede Gefahr gleichgültig. Und hätte er auch vor einer geladenen Kanone gestanden. Diese Ruhe, diese Sicherheit mitten im Kampfe, seine populäre Beredsamkeit und der Nimbus, der in den Augen des Volkes das Mönchstum umgab ( denn sehr klug hatte er während des Krieges sein Ordenskleid nie abgelegt, verlieh ihm das Ansehen und die Macht eines höheren Wesens – wirkten zauberartig auf seine Leute. Auch seinen Feinden war er bedeutender als irgend ein Insurgentenführer; sie schienen ihm wirklich mehr als andere zu fürchten. Als Haspinger in Golling lag, ritt er früh Morgens nach dem Schlosse, las dort die Messe und nahm ein Frühstück. Während dem wurde unten schon attackiert. Er ritt den berg herab, die Baiern sahen ihn und zogen sich schnell zurück. (Zeugnis seines Reitknechtes) - Allerdings steht Haspinger unter den hervorragendsten Männern jener Tage, und sein Name bleibt unzertrennlich von der tirolischen Insurrektions-Geschichte wie der Name Speckbachers; allein rühmlicher würde er ihn derselben aufgezeichnet stehen, hätte er seine unbesonnenen, abenteuerlichen Pläne nicht so hartnäckig verfolgt, wäre er nicht taub geblieben gegen alle wohlbedachte und gründliche Vorstellungen und unduldsam gegen alle jene, die seine fixen Ideen nicht huldigten. – Sein schwärmerisches Feuer verglomm auch nach Jahren noch nicht. So geriet der alte kriegerische Mönch immer in eine heftige Aufwallung, wenn er von den Tiroler=Affären des Jahres 1809 zu sprechen kam. So brennt es bei ihm noch immer von in nen, wie im Berge Äthna, wenn auch den Scheitel Schnee bedeckt. – So Dr. Staffler.
Deshalb ließ dich der schon 75jährige Held Haspinger auch im Jahre 1848 nicht zurückhalten, sondern traf schon am 23. April mit dem von Wien über Kärnten gekommenen Schützencorps der in Wien studierenden Tiroler und Vorarlberger unter ihrem Hauptmann Dr. Adolf Pichler in Lienz ein, woselbst dieses nun durch Tapferkeit und das treffliche von ihrem mit dem Orden der eisernen Krone gezierten Hauptmann herausgegebene Werk bekannte Studentencorps von seinen Landsleuten ehrenvollst und freundlichst empfangen wurde.
Wenn auch der greise Haspinger, von Alter und Nachwehen der fast übernatürlichen Anstrengungen von anno Neun gebeugt, nicht mehr besonders sich bemerkbar machen und in die Ereignisse persönlich eingreifen konnte, so war doch sein bloßer Name voriges Jahr in Tirol von großer Wirkung und die Nachricht: der greise Rotbart komme selbst nochmals für sein Vaterland, für seinen Kaiser Blut und Leben einzusetzen, ging wie ein Lauffeuer in allen Richtungen durch das Land, begeisterte die Jugend, und selbst mancher biedere Graukopf griff, durch Haspingers Beispiel hingerissen, nochmals zum Stutzen.“

Aus: Anton Peternader „Tirols Landes-Verteidigung“. Innsbruck 1853 3. Teil S. 214ff

Anm. 1
In seinem Grundlagenwerk „Tirols Erhebung im Jahre 1809“ berichtet Josef Hirn auf S. 766f:
In den ersten Novembertagen 1809: „Dem abgegangenen Haspinger wurde in seine stille Klause eine neue Zitation nachgeschickt. Bischof Lodron hatte am 2. an Hofer ein beruhigendes Mahnschreiben geschickt. Ihm antwortete der Sandwirt in einer Weise, die seiner Anhänglichkeit an die Kirche und ihre Diener völlig fremd war. Auch ihn wie jene Pustertaler schien kein Kaiser und kein Bischof mehr etwas anzugehen. Euer Gnaden, so belehrte Hofer den Kirchenfürsten, wird bei der gegenwärtigen Lage wohl selbst einsehen, dass es am besten ist, wenn man sich in die Kriegsgeschäfte gar nicht einmischt, nachdem das Volk einmal sich zu verteidigen entschlossen ist. Er fährt fort:“ Ja, es sind zwar natürlicherweise keine Aussichten. Aber wer kann der Menge und dem Volk widerstehen? Wir müssen Gott die Sache anheim stellen und allein auf ihn vertrauen. Was die Person des Pater Joachim anlangt, so ersuche ich Sie, nicht entgegen zu sein, indem Euer Gnaden sich vielen Fatalitäten aussetzen könnten. Ich ersuche daher, da wir uns in einer so kritischen Lage befinden so viel als möglich Betanstalten zu verordnen, damit uns der Allmächtige segnet und unseren Waffen Glück erteilt. Denn da allein müssen wir es suchen. Mit eigener Hand fügt Hofer noch die Nachschrift hinzu: „ich bitte noch einmal, machen Sie nicht daraus wegen Pader Jochum, ich kenne mich und Ihnen Ihre hochfürstliche Gnaden keine Sicherung göben von die paurn.“.....
All das geschah, bevor Daney zum Sandwort kam, um ihn zum Umlenken zu bewegen. Daney brachte es fertig, dass Hofer ein Schreiben (Hofers Friedensedikt) zum Strecken der Waffen unterschrieb.
Er wurde allerdings von radikalen Geistern noch einmal zum Weiterkämpfen umgestimmt. Dabei spielte der „Rotbart“ Haspinger eine entscheidende Rolle. Er verließ seine Klause in Klausen spätestens am 5. November. Josef Hirn (aa0. S. 783) berichtet: „Da, wo es galt Feuerbrand zu legen, durfte auch der Rotbart nicht fehlen. Wie mag es ihn gereut haben, dem Sandwirt von der Seite gegangen zu sein, als er, kaum in Klausen angekommen, vernahm, dass bei Weidbruck gerauft werde. Und dazu noch ein Aufmahnungsbrief Hofers! Wer hätte den Pater Joachim noch zurückhalten können? Die Jagd auf die Franzosen im Kuntersweg versäumte er, dafür wollte er seinen Oberkommandanten aufsuchen. Über Sarntal –den Bozen Vials halber nicht geheuer – erreichte er Meran. Hier traf er seinen Ordensprovinzial, der ob solchem Vagantentum kein Gefallen hatte. Dieser wies ihn nach dem stillen Klösterlein in Münster. Haspingers Gehorsam hielt nicht an. Noch in Vintschgau kehrte er um, wie magnetisch zog es ihn zum Sandwirtshaus. Wer möchte erwarten, dass er sich dort auf die Seite der ohnehin vielleicht schon kleinlautgewordenen Friedensfreunde gestellt hätte?“ Haspinger kam jedenfalls zu Hofer, bevor dieser sich entschieden hatte. Der für ihn letztlich tödliche Entschuss zum Kämpfen fiel am 11. November. Als Argumente nennt Hirn, dass unverbesserliche wildentschlossen Kämpfer, die nichts zu verlieren hatten Hofer bedrängten, vor allem, weil sie glaubten, über Hofer zu Geld zu kommen. Außerdem kam ein Bericht von Kolb über angebliche glänzende Siege über die Fanzosen im Pustertal.
... eine entscheidende weltanschauliche und psychologische Begründung für den Umschwung wird ein Dialog zwischen Haspinger und Hofer (unter Umständen im Beisein und unter Einmischung von Daney) zu sein haben, sonst wäre der Gang der Handlung nicht dramatisch. Wie die Argumente gegeneinander krachen müssen, geht einerseits aus den Briefen Daneys als authentisch hervor, andererseits wird es nicht nur bei Haspinger nicht nur die allseits kolportierte „Schwärmerei“ allein sein dürfen, die bei Hofer zum neuerlichen Umdenken führt. Einen Hinweis gibt uns das Dokument Hofers zum letzten Kampf selbst: „ Fast alle Gerichte in Tirol ersuchen mich, gegen den Feind auf zu sein. Brüder, es ist nur um ein kleines zu tun. Wenn wir nachgeben, ist Glaube, Religion, Volk und alles hin. Wer widerstrebt, ist ein Feind Gottes und des Vaterlandes.“ Der Aufruf ist keineswegs nur demagogisch zu verstehen, sondern auch als Zeugnis für die Welt, in die Hofer „im Namen des Volkes“ gedriftet ist. Da ist die Vision vom „Jüngsten Gericht“ nicht weit hergeholt und die Idee zur gewaltsamen Realisierung des „Reich Gottes auf Erden“ lassen uns Haspinger als jenen Utopisten erkennen, der normalerweise als „Judas, der Verräter“ bezeichnet wird. Hofer und Haspinger sind da jene „ungleichzeitigen“ Erscheinungen, Hofer kämpft längst wie Don Quixote gegen Windmühlen und kann seinen Kampf ebenso wie Haspinger mit den vor ein paar Wochen erhaltenen Orden des Kaisers begründen, die ja eine viel deutlichere Sprache sprechen als alle Meldungen über den Friedensschluss auf Kosten Tirols. In ihren Visionen sind sie die Retter des „Heiligen Römischen Reiches, deutscher Nation“, die Österreich als Schutzmacht Deutschland einige Jahre davor eingebüßt hatte.


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