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Josef Daney


Der Kapuziner Haspinger und der Priester Josef Daney waren Antipoden, die beide einflussreich in die Tiroler Geschehnisse 1809 eingriffen, Haspinger militärisch, Daney diplomatisch. Der eine war Hardliner, der andere Aufklärer, der eine wurde oft als Held, der andere hin und wieder als Verräter dargestellt.

Obwohl schon im realistischen Blick von Zeitzeugen gewürdigt und durch seine Chronik des Aufstandes bekannt, heftete die Rezeption“ dem Priester verschiedene Täfelchen um, als Gschaftlhuber, Schwätzer, Chamäleon, ja sogar Verräter. Auch das Erscheinen seiner Aufzeichnungen im Druck 1909 änderte daran nichts. Erst seit 2005, als sich Mercedes Blaas (Schlern-Schriften 328) der Sache annahm, fällt das Urteil über diesen Mann differenzierter aus.

Der Priester Josef Daney aus Schlanders machte den Franzosen Anfang November 1809 im Auftrag Andreas Hofers ein Angebot zur Niederlegung der Waffen. Zwei Wochen später wird er vom Sandwirt, der in den Sog von Hardliners geriet, als Landesverräter zum Tod verurteilt. Er überlebte, weil die Gefängniswachen vor den einrückenden französischen Truppen flohen, Er war „ein unbequemer Zeitgenosse: ein Geistlicher, der ungefragt und mit Leidenschaft zu politischen Themen Stellung bezog, an Tabus rührte und gern gegen den Strom schwamm… Daneys Schilderungen eigneten sich nicht zur Vereinnahmung und passte denkbar schlecht ins Bild der Heldengeschichtsschreibung früherer Zeit!“ (Klappentext Blaas aaO.) Zu entdecken gibt es den kritischen, katholischen Aufklärer Daney, den Kämpfer gegen den Aberglauben, der gleichzeitig auch Aufklärungsskeptiker war:

„Freund, denken Sie sich die Verwirrung unter dem Volke und die höchst unangenehme, traurige Lage des Klerus. Was uns aber unser Schicksal noch drückender und beinahe unerträglich machte, war die uns durch ein höchstes Dekret gerade um diese Zeit zur pünktlichen Nachachtung anbefohlene neue Kirchenordnung. Sie wissen, mit welch unbeugsamem Starrsinn das Volk an seinen alten Sitten und Gebräuchen klebt. Innigst überzeugt, dass diese so genannte Josephinische neue Kirchenordnung (schon Kaiser Joseph hatte sie vorgeschrieben, aber in Tirol auf dem Lande nicht in Ausführung bringen können) nicht nur nichts wesentliches änderte, sondern mehreres in polizeilicher Hinsicht schönes und zweckmäßiges vorschrieb, befolgten wir sie aufs genaueste. Aber eben darum machten wir uns beim Volke nicht nur allein verdächtig, sondern selbst gehässig und beinahe verächtlich. Sie würden staunen, wenn ich Ihnen all den Schimpf und Spott und die Schandworte, die wir von unserem Volke in der Woche vor Ostern bei Abstellung der Heiligen Gräber und bei Übersetzung der Auferstehungsandacht vom Abend auf den Vormittag anhören mussten, erzählen wollte. Sie hätten das Volk, werden Sie sagen, vernünftig belehren und aufklären sollen. Freund! Lehren Sie einen alten Esel tanzen. Ich lasse mir die wahre Aufklärung ein schönes Ding sein. Allein, nicht leicht hat einer Lust, dies Riesenwerk besonders unter Gebirgsbewohnern auf dem Lande anzufangen. Jetzt, Freund, stellen Sie sich unsere unangenehme Lage vor! Selbst Gott Vater schien mit uns seinen Spaß zu treiben. Zufällig gab es selten schwerere, drohendere Hochgewitter und heftige Regengüsse, zufällig stürzten die Wildbäche selten so verheerend aus den Tälern wie gerade zu der Zeit, wo das Wetterläuten verboten war. Wem legte der kurzsichtige, geschädigte Bauer die Schuld seiner verheerten Saat zur Last? Der Geistlichkeit, weil sie nicht Wetterläuten ließ. Sie wissen, wie oft schon eine Gemeinde den Küstner seines Dienstes entsetzt, weil er vielleicht bei Herannäherung eines Hochgewitters um einige Minuten zu spät die Glocken anzog und der auf einer regenschwangeren schwarzen Wolke vermeintlich daherfahrenden Hexe nicht zeitig genug ihre zauberische Macht zu schwächen suchte. Freund! Welch unvertilgbaren Eindruck Erziehung und Erzählungen der Alten in unserer Seele zurücklassen, ist Ihnen aus der Ansicht bekannt, die Sie von den Religionsbegriffen unseres Volkes haben. Ich weiß, dass sie mit mir der Überzeugung sind, dass den tiefgewurzelten, starken dicken Baum verjährter Vorurteile auf einmal nieder reissen und vertilgen wollen, wo nicht eine Unmöglichkeit, wenigstens eine vergebliche Mühe sei. Durch kluge, sichere, der Zeit anpassende Entziehung der Nahrungssäfte wird er nach und nach seine Auswüchse verlieren, von selbst ausdörren und zusammenstürzen. Wo im Gegenteile dem alten Gebirgsbewohner seine von den Vätern ererbte Sitten und Gebräuche auf einmal abstellen und sie als Albernheiten und Vorurteile erklären gerade soviel heißt, als ihm ins Aug greifen, selbes herausreißen, nichts an dessen Stelle setzen und ihn dann überzeugen wollen, dass es einzig darum geschehe, damit er für die Zukunft besser und heller sehe.“


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